über
Schießveranstaltungen. 1480/81 waren die
Schützen von Rottenburg hier, 1482/83 außer
"fremden" Büchsenschützen auch wieder
welche von Calw: "It 6 Schilling 8 Heller
verschenckt den Schießgesellen und verzert uff
dem Huß (Rathaus) die Büchsen Schützen von
Calw". Den "Armbrust und
Büchsenschützen von "Nagelt" (Nagold)
wurde 1487/88 mit Wein aufgewartet.
In den Fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts
waren, wie wir schon bälder sahen, viele
Schützenbesuche vor sich gegangen. Manchmal wird
nur vermerkt "als ... ettlich
Büchsenschützen" oder "frembd
Büchsenschützen allhie gsein Synt"; es
werden aber auch die Büchsenschützen von
Wildberg und Entringen genannt. Der
rechnungsführende Bürgermeister der Stadt
Herrenberg führt 1555/56 auf: "Alls unser
Herr Vogt, deßgleychen Alexander widman, Ich
Heinrich theyrer, Hans Memminger, und der
Stattknecht, uff Sonntag nach Medardi (8. Juni)
mit den Büchßenschützen In der hitten
(Schießhütte) gezecht, haben sie uns die Zech
geschengkt, dargegen synt Inen (je? ) 2 Viertel
Wein geschengkt, und darfür bezalt worden tut 14
Schilling (Ein Viertel war 1557 etwa das kleinste
Flüssigkeitsmaß und hatte ca. 0,45-0,47 Ltr. =
einen Schoppen).
Die Schießgesellen und ihre jeweiligen Gäste
sprachen dem Wein also gerne zu. Ob sie ihn als
Zielwasser benützten? Man hat den Eindruck, daß
der Wein meist "nachher" getrunken
wurde und somit keine Gefahr bestand, daß
"über das Ziel hinaus geschossen"
wurde, von den Gesellen, die der Schreiber der
Stadtrechnungen 1487 einmal ganz schwäbisch
einfach "xelle" schrieb. Vom Schnaps,
vom "Klaren", den wir Heutigen gerne
als Zielwasser bezeichnen, wird nie berichtet.
Geschossen mit Bogen, Armbrust und Handbüchse
wurde auf der Schießstatt.
Im Jahr 1474/75 schickte die Stadt Herrenberg
"gen Tuwingen (Tübingen) der Zylstatt
halb". Vermutlich wollte man technische
Einzelheiten, vielleicht die Distanzen für die
einzelnen Waffen erfahren. Es war jene Zeit, in
der die Handbüchsen bereits auf größere
Entfernungen als Armbrust und Bogen geschossen
wurden. Der Platz für die gesamte Schießanlage
war wohl schon derselbe wie er dann in den
Statuten der Stadt 1777 genannt ist: "Stadt
und Amt hat allhier ein gemeinschafftliches
Schieß-Hauß und Schieß-Statt, draußen vor der
Stadt, hinter der Sonnen (Gasthaus Sonne) am
Kuppinger Weeg, zwischen Eva Maria Hillerin Acker
zu all übrigen Seiten an der Straß stehend, das
ist auch die Stadt- und Amts-Pfleeg, nebst der
Schieß-Mauer, Schieß-Stand und Bronnen im Bau
zu erhalten - nicht weniger jährlich Ein
Klaffter Holz darauf zu geben schuldig". Die
Schüzen von Herrenberg, Gültstein, Mönchberg,
Kayh, Thailfingen, Haßlach, Nebringen,
Ober-Öschelbronn, Kuppingen, Jesingen, Affstett,
Nufringen und Rohren seynd befugt, diese
Schießstatt zu allen Ordinari-Schießen zu
besuchen, doch daß jeder
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Schüz des Jars zehen
Kreuzer Doppel bezahlen solle".
1488/89 wird die Schießhütte gedeckt. Sicher
war dies eine Reparaturmaßnahme bzw. Erneuerung.
1545/46 wurde eine ganz neue Schießhütte
gebaut. Die westliche Wand des Gebäudes dürfte
gerade am Knick der alten Nagolder
Straßenführung, gegenüber der Abzweigung des
Kuppinger Weges (heute "Schäferlinde")
gewesen sein. Beim Bau mußte der südlich
ansteigende Rain abgegraben werden. Es ist
möglich, daß die bis 1959 in jenem Bereich
einst befindliche Mauer von 3-4 Schichten Höhe
im Zusammenhang mit der Schießhütte zu sehen
ist. Wenig östlich davon, zur Stadt hin gelegen,
war der Schießbrunnen. Es war ein mit exakt
behauenen Steinen rund gemauerter Schacht mit ca.
1,10 mtr. Durchmesser und ca. 6 mtr. Tiefe. Noch
in den frühen Dreißiger Jahren war er mit einer
kleinen Pumpe versehen. Im Sommer 1977 wurde er
bei den Kanalisationsarbeiten sichtbar, aber
wegen seiner Lage im Verlauf des neuen Kanals
konnte er nicht erhalten werden.
Die Schießhütte, später das Schießhaus
genannt, war ein durchaus fester Bau. Den vielen
verrechneten Steinfuhren nach dürfte sie einen
steinernen Unterstock und darauf ein Fachwerk
gehabt haben. Es wird das Ausmauern der Riegel
aufgeführt, aber auch von "Zaynen",
d.h.von Flechtwerk wohl in den Innenwänden, die
mit Laymen (Lehm)) beworfen waren, berichtet. Als
die Werkleute den Bau aufrichteten, gab es
zusammen mit dem Bürgermeister einen Schmaus.
Die Gesamtkosten des Baues betrugen 186 Pfund
Heller und 15 Schillinge. Der rechnungsführende
Bürgermeister Heinrich theyrer führte auch die
Bauaufsicht, er bekam dafür im darauffolgenden
Jahr 1 Pfund Heller und 8 Schillinge. 1546/47
wurden 3 Tische und drei Lehnenschrannen sowie
eine Schranne ohne Lehne angeschafft. Das Holz
der alten Schießhütte wurde zum Tübinger Tor
geführt, wo es wohl zum Verkauf kam. 1547/48
wird ein Ofen aus neuen Kacheln aufgesetzt, der
Kamin gemacht und die Stubenbühne bestochen.
1567/68 wird die Stube in der Schießhütte durch
Laux Schickhardt und Abel Kratzer vertäfert,
auch werden 2 Bänke angefertigt Beim
"Verding der Arbeit", beim Abschluß
des Arbeitsvettrages, wird eine Mahlzeit
eingenommen.
Bei den Kanalisationsarbeiten 1974 und 1977
fanden sich Mauerreste fast inmitten der Straße
gegenüber der westlichen Hauskante von Gebäude
Schäferlinde 2 in einer Tiefe zwischen 1,20-2,40
mtr. unter Straßenniveau und in einer Breite
zwischen 1,40 und 1,70 mtr. in fast genauem
Nord-Südverlauf. Ca. 7 mtr. westlich davon war
eine kleine Brandschuttschicht festzustellen,
auch östlich davon zog sich in ca. 60 cm Tiefe
ein ca. 11 mtr. langes Band von Brand- und
Ziegelschutt hin. In der Kalkofenstraße,
östlich und westlich der Höhe der
Personeneingangstüre des Werkstattgebäudes
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