Diese Schnüre fehlen ebenso, so
daß auch für die Büchsenschützen die
Entfernung nur vergleichsweise angenommen werden
kann.
Es mußte vom Stand aus aufrecht mit freiem
schwebendem Arm und abgetrennten Wamsärmeln ohne
Schnur, ohne Riemen und ohne Rauchpfanne
geschossen werden. Die Handbüchse mußte vorne
ein "schlecht = schlicht absehen", d.
h. ein einfaches Korn und hinten ein Löchlein
oder ein "offenes schentzlin" (eine
Kimme) haben. Die Büchse durfte die Achsel nicht
berühren; das Verschießen von zwei Kugeln auf
einmal stand unter der gleichen Strafanordnung,
wie bei den Armbrustschützen. Versagte die
Büchse den Schuß innerhalb des Standes, so
durfte sie nicht außerhalb desselben
abgeschossen werden. Versagte sie dreimal, so
hatte der Schütze alle drei Schüsse verloren
(für die er ja in den "Toppel" seine
Umlage eingelegt hatte). "ohne alle
Einred" = Einspruch.
Wenn beim Stechen eine Anzahl Schützen das
gleiche Resultat erreichten, sollte der Zirkel
der Scheibe um eine Elle Weite erweitert werden
und welcher Schütze ihn nun berührte, der
"behauptete" sich solange, bis er davon
geschossen wird.
Wer nun, ob Armbrust- oder Büchsenschütze,
einige Treffer erzielt hatte, ohne unter die
Gewinner gekommen zu sein, der hatte die Chance
mit einem weiteren Schuß die 1 1/2 Ellen Tuch,
die für diesen Fall zusätzlich ausgesetzt
waren, zu gewinnen.
Selbst die Schützen, die gar nie ins Ziel
getroffen, die die Scheibe ganz verfehlt hatten,
durften noch einen Ritterschuß tun. Der jeweils
Beste von den Armbrust-und Büchsenschützen
bekam eine Elle Lindisch Tuch.
Die Teilnehmer an diesem großen Schießen in
Herrenberg, die die weiteste Reise aus ihrem
Heimatort nach hier machen mußten, bekamen je
einer von den Armbrust- und Büchsenschützen
eine Elle Lindisch Tuch zum voraus.
Um dem Fest, das dieses große Schießen
eigentlich sein sollte, einen besonderen Reiz zu
geben, wurden ein "Glückshafen" und
verschiedene Wettkämpfe für alle "guten
Gesellen" und alle "guten Frauen",
die "um
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Kurzweil willen zu solchem Schießen
kommen", veranstaltet.
Für die Armbrust- und Büchsenschützen war je
gesondert ein Wettlauf über 300 Schritte (ca.
225 mtr.) gewissermaßen als "2.
Pflicht" ausgeschrieben und dafür je eine
Elle Lindisch Tuch als Preise ausgesetzt. Auch
alle "guten Gesellen", also alle
unbescholtenen männlichen Besucher des Festes,
"die nit geschossen haben", konnten an
einem Wettlauf über 300 Schritte teilnehmen.
Ausgesetzt war wieder für den Besten 1 Elle
Lindisch Tuch. Das geradezu Volksfesthafte an
diesem großen Schießen dürfte vor allem in dem
weiteren Wettlauf zu sehen sein: zwei Preise,
"Zwo abentüren", die eine ein Pfund
Heller, die andere 10 Schilling wert, wurden für
einen Wettlauf über 200 Schritte (ca. 150 mtr.)
für alle guten Frauen" ausgesetzt:
"die Erst zum Zil das best, die ander (die
zweite) das ander stuck".
Ein "ehrbar Kegeln um etlich gute
Kleinod" wurde ebenso veranstaltet wie ein
"Ringen mit geschrenkten gefaßten Armen
unter einer gürtel von ungarischem Leder",
für alle guten Gesellen, die um Kurzweil willen
kamen. Der Beste wurde hier "nach Ansicht
verständiger ehrbarer Leute, die dazu
geordnet" ermittelt und bekam eine Elle
Lindisch Tuch.
Der gleiche Preis wurde dem zugesprochen, der als
Bester aus einem besonderen Weitspringen
"als drei spring uf einem Fuß"
ermittelt werden konnte.
Waren diese sportlichen Wettkämpfe mehr durch
Gewandtheit und Körperkraft als mit Glück
allein zu gewinnen, so war der Glückshafen der
Teil des Festprogramms, der durch die Spannung
des Glücksspieles seine magische Wirkung und
Anziehungskraft ausübte.
Als Gewinne waren ausgesetzt: 1. 10, 2. 9, 3. 8,
4. 7, 5. 6, 6. 5 Gulden in Gold, weitere 9
gestaffelte Gewinne waren 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3
und 2 Ellen rheinisches Tuch, nicht minder
(schlechter) als "Butspacher" Tuch. Ein
"Seydin Gefränß" Seidenfransen) für
1 Pfund Heller, je ein Schleier für drei,
dritthalben (2 1/2), zwei, eineinhalb und einen
Gulden vervollständigten die Gewinnliste.
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