Chronik des Schützenvereins Nufringen

von Wilhelm Maier (Auszug aus der Festschrift zum 500. Vereinsjubiläum 1978)

Wie aus dem noch erhaltenen Protokoll ersichtlich ist, bemühten sich kurz nach der Jahrhundertwende eine Gruppe junger Nufringer Männer bei ihrer Gemeindever waltung um einen Platz zur Errichtung einer Schießbahn. Ein geeignetes Gelände war Voraussetzung zur Ausübung des Schießbetriebes.

Mit Zustimmung des Gemeinderats im Dezember 1902 und Zuweisung eines Platzes auf dem Rötelberg im Flurstück Galgenberg stand einer Vereinsgründung nichts mehr im Wege.

Von der Gründungsversammlung am 18.1.1903 mit 17 Anwesenden wurde die Satzung angenommen und der

Schützenverein Nufringen

aus der Taufe gehoben.

In geheimer Abstimmung wählten sie den ersten geschäftsführenden Vorstand.

1. Schützenmeister: Johannes Marquardt
2. Schützenmeister: Luis Zwirner
Kassier: Johannes Beßler
Schriftführer: Fritz Beßler
Ausschußmitglieder: Michael Schurer, Jakob Schurer, Fritz Wörn

Die erste Aktivität begann mit dem Roden der Schußtrasse sowie Erstellen eines über- dachten Schieß- und Scheibenstandes. Wenige Mitglieder schufen in kurzer Zeit bei hohem Aufwand an Eigenleistung eine 100 m Bahn mit 2 Standplätzen.

Bald entwickelte sich ein reger Schießbetrieb mit Wettkampf.- und Preisschießen. Man schoß mit Kleinkalibergewehren über 100 m Distanz auf 12er Ringscheiben und Ehrenscheiben. Beliebt war auch das Talerschießen. Die Wettkämpfe wurden innerhalb des Vereins sowie mit Nachbarvereinen bis auf Oberamts- und Gauebene ausgetragen.

Die aktiven Schützen erreichten beachtliche Leistungen, was aus dem Schießbuch von 1903 bis 1913 hervorgeht. Die zehn Vereinsbesten des Jahres erhielten Geldpreise von 6-1 RM.

Die Jahresumsätze lagen bei ca. 300 Reichsmark. Als besonders beachtenswert gilt, daß der Vorstand 48 RM, der Kassier und Schriftführer je 20 RM Jahressalär aus der Vereinskasse bezogen. Der Anzeiger vereinnahmte 30 RM. Er war der Mann im Scheibenstand, der mit dem Zeigestab Treffer und Ringzahl signalisierte und den Durchschuß verklebte.

Die Mitgliederzahl erhöhte sich bis 1914 auf 42 Mitglieder. Während des ersten Weltkrieges ruhte der Schießbetrieb.

Am 9. August 1919 beschloß die durch 18 Mitglieder repräsentierte Generalversammlung, den Verein weiterzuführen. Man schloß sich zusammen mit einem Arbeiterverein unter dem Namen

ARBEITER- UND SCHÜTZENVEREIN

Sie legten fest, den Schießbetrieb wieder aufzunehmen, sobald Munition erwerbbar sei.
Der Monatsbeitrag wurde auf 30 Reichspfennig festgesetzt.

Bis zum Jahr 1929 lief kein kontinuierlicher Schießbetrieb. Nur kurze Phasen und Ansätze waren möglich. Inflation und schlechte Verdienstmöglichkeiten verhinderten ein Aufblühen.

1929 begann unter Vorstand K. SCHMID eine neue Aera. Die Erneuerung der Schießeinrichtung war notwendig und eine

 

Erweiterung ins Auge gefaßt. Voraussetzung für die Aufnahme in den Deutschen Sportbund war eine 50-m-Bahn.
1933 konnte die renovierte 100-m-Bahn, die neue 50-m-Bahn und ein dazu errichtetes Holzgebäude mit stabilem Unterbau für Standplätze und Bewirtungsmöglichkeit vorgestellt werden. Trotz vieler freiwilliger Arbeitsstunden Vereinsangehöriger überstieg durch diese Investition der Schuldenstand des Vereins die 3000-RM-Grenze.

Man verband diese Einweihung mit der 30-jährigen Jubiläumsfeier und einem GAUWETTKAMPF- und PREISSCHIESSEN. In der Gesamtwertung lag Nufringen auf dem 2. Platz.

Die folgenden Jahre brachten dem Schießsport immer mehr Freunde und auch Zweckverbände. Die Bahn wurde von verschiedenen Gruppen genutzt. Sonderpreisschießen fanden Anhänger und Beachtung.

Am 7.6.1940 funktionierte der NS-Sportverband den Verein in der Benennung um in einen

Kleinkaliberschützenverein 1903
Nufringen e. V


Der Not gehorchend wurde das Schützenhaus von der Familie Heinrich Schurer abgetragen und in der Kirchgasse Nr. 38 auf- und ausgebaut. Es diente als provisorisches Heim. Ihr Haus fiel in den letzten Kriegstagen 1945 einem Artilleriebeschuß beim Einmarsch französischer Truppen zum Opfer.

Die Kriegs- und Nachkriegsereignisse verdrängten für die kommenden Jahre Freude und Lust am sportlichen Schießen. Ab 6.03.47 erklärte das Amtsgericht Böblingen auf Anordnung der Militärregierung durch Löschung im Vereinsregister den Verein als nicht mehr existent.

Erst 1964 gelang eine Neugründung des

SCHÜTZENVEREINS NUFRINGEN

unter dem Vorstand:
Walter Bahlinger Oberschützenmeister
Karl Haas Schützenmeister
Heinrich Fickel Schriftführer
Ewald Marquardt Kassier

In langen und schwierigen Verhandlungen mit der Gemeindeverwaltung konnte die Überlassung des ehemaligen Turnsaales im UG des Kindergartens in der Schulstraße 1 als Erfolg verbucht werden. In vielen opferfreudigen Arbeitsstunden baute ein kleines Häufchen passionierter Schützen den Raum nach und nach zu einer zeitgemäßen Luftgewehr- und Luftpistolenschießanlage aus. Der Grundstock war damit gelegt und Möglichkeit geschaffen, trockenen Fußes ganzjährig zu trainieren und Wettkämpfe zu starten. Der Schießbetrieb florierte. Die ersten Preise und Erfolge stellten sich ein. Auch die Mitgliederzahl nahm zu.

Viele hegten den Wunsch, auch KK schießen zu können. Dazu reichten weder die Mittel, noch war geeignetes Gelände vorhanden. Zu geme wäre der historische Boden der alten Schießbahn mit neuem Leben erfüllt worden, doch die verkehrsmäßige Erschließung ab der B 14 war nicht mehr zu vertreten. Außerdem gelang es im ersten Anlauf nicht, Gemeinderat und Verwaltung zu einer Zustimmung zu bewegen.

Vorstände:
1903-11 1. Schützenmeister Johannes Marquardt
1911-19 1. Schützenmeister Fritz Beßler
1919-24 1. Schützenmeister Jakob Marquardt
1924-29 1. Schützenmeister Michael Schurer
1929-40 1. Schützenmeister Karl Schmid
1940-47 1. Schützenmeister Jakob Bühler
1964-68 Oberschützenmeister Walter Bahlinger
1968-71 Oberschützenmeister Josef Raible


Bilder zur Chronik